Ehrenhain auf dem Schöllenberg in Erbach

Zur Kriegsopferstätte
Jens Falk

„Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen“, heißt es bei Platon. Denn die Überlebenden werden den Krieg ihr Leben lang mit sich tragen.

Einziges Kriegerdenkmal im Odenwald ohne Kriegssymbolik

Der Stadtvorstand von Erbach unter der Leitung des SPD Bürgermeisters Wilhelm Dengler, beschloß im März 1924 ihre Dankbarkeit für die gefallenen Söhne mit einem Denkmal auf dem unteren Schöllenberg zu bekunden. Beauftragt wurde der Erbacher Bildhauer und Elfenbeinschnitzer Otto Glenz, der bereits 1923 die Bronzefigur durch die Metallwerke Knodt in Frankfurt am Main hat gießen lassen.

Otto Glenz
Der etwa 60jährige Otto Glenz mit Modellen in seiner Werkstatt

Glenz orientierte sich bei der Gestaltung des Ehrenhains am Jugendstil und der Beuroner Kunstschule.

Die feierliche Einweihung der Anlage fand am 17. August 1924 in Anwesenheit des evangelischen und katholischen Pfarrers statt. 

Der Ehrenhain ist ohne kriegerischen Schmuck und Symbolik. Die einzige Figur ist eine in tiefer Trauer zusammengesunkene Männergestalt. Die unter der Stirn geballte Faust und der energische Gesichtsausdruck sollen das Gelöbnis und den Willen zum Wiederaufstieg nach dem ersten Weltkrieg bekunden.

Die gesamte Anlage wurde nach dem zweiten Weltkrieg erweitert, hinzu kamen zwei Gedenktafeln in Sandstein am oberen Ende des serpentinenartigen Aufstiegsweges: ein Stein mit zwei Steinkugeln mit der Inschrift Gedenke der Kriegsopfer und der Verfolgten. Die ursprüngliche Inschrift auf dem Sockel der Figur Den Helden des Weltkrieges der Vaterstadt Erbach wurde ersetzt durch ein Kreuz, und den Inschriften 1914/1918 links sowie 1939/1945 rechts.

In der Nähe der Figur steht seitdem eine schmucklose Steintafel mit der Inschrift Im Frieden des Waldes verweile in Stille / Hier gedenken wir im Blick auf die Vaterstadt der Opfer des ersten und zweiten Weltkrieges / aus ihrem Opfer erbluehe der Heimat ein Friede in Freiheit / Die Heimatstadt Erbach.

In der Nähe des Ehrenhains befindet sich ein ehemaliger Steinbruch. Mutmaßlich stammt aus diesem der verarbeitete Sandstein.

Bis 2008 fand alljährlich zum Volkstrauertag mit dem Pfarrer, dem Bürgermeister und dem VdK eine Gedenkveranstaltung statt. Da wegen des steilen Aufstiegs nur noch um die zehn Teilnehmer 2008 anwesend waren, wurden die Gedenkfeiern in dem Folgejahren auf dem Erbacher Hauptfriedhof verlegt.

Der Ehrenhain ist mit 2166 m² und 12303 m² relativ groß. Der Bauhof der Stadt Erbach beseitigt regelmäßig Laub und Astbewuchs, da aber derzeit keine Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, verfällt die Anlage mehr und mehr.

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