Treidler

Die Wolgatreidler (Ilja Repin)
Die Wol­ga­treid­ler (Ilja Repin)

Die Dar­stel­lung der Treid­ler war ein Motiv, das Schrift­stel­ler und Künst­ler gegen Ende der sech­zi­ger und Anfang der sieb­zi­ger Jah­re des 19. Jahr­hun­dert glei­cher­ma­ßen beschäf­tig­te. Sol­che Treid­ler zogen nicht nur an den rus­si­schen Flüs­sen Schif­fe an lan­gen Sei­len bei jedem Wet­ter. In Lum­pen geklei­det, bar­fuß, waren sie ein schar­fer Kon­trast zur bes­se­ren Gesell­schaft – die mit dem Dampf­schiff vor­bei­fuhr. Die Treid­ler waren der Inbe­griff für die unters­ten Schich­ten der Gesell­schaf­ten, ver­gleich­bar mit den Stein­klop­fern. Wer sie tat­säch­lich waren, dar­über ist wenig bekannt.

Ilja Repin fand sei­ne Treid­ler an der Wol­ga. „Lich­te Per­sön­lich­kei­ten“, die, wie er schrieb „gan­ze Mas­sen ersetz­ten“. Mit ihnen schloß er Freund­schaft. In dem Bild Wol­ga­treid­ler gab er ihnen je eine Gestalt. Den bär­ti­gen ehe­ma­li­gen Popen Kanin und des­sen alten Neben­mann oder den Jun­gen, der den Gurt rich­tet – es sind Men­schen, die sich trotz hoff­nungs­lo­ser Lage ihr Mensch­sein, wenn auch tief ver­schüt­tet, bewahrt haben. Der Mann, der am Schluß des Zuges schick­sals­er­ge­ben dahin­schrei­tet, hat mit dem Leben abge­schlos­sen, ist see­lisch gebro­chen. Das Bild ist eine tief­grün­di­ge Ana­ly­se der rus­si­schen Gesell­schaft zur Zeit Repins.

Einige Gedanken als ich mir das Bild heute nachmittag ansah

Treid­ler gab es auch an deut­schen Flüs­sen, über sie ist eben­so sehr wenig bekannt.

Wenn ich das Bild Wol­ga­treid­ler betrach­te, kom­me ich zu dem Schluß, daß die heu­ti­ge bes­se­re Gesell­schaft eben­so einen rie­si­gen Abstand zum All­tag der arbei­ten­den Gestal­ten hat.

Auch heu­te erge­ben sich von den arbei­ten­den Men­schen zahl­rei­che ihrem Schick­sal: erdul­den die Steu­er­las­ten, die Deindus­tria­li­sie­rung, das Ster­ben der Land­wirt­schaft, die wach­sen­de Kri­mi­na­li­tät, das Ster­ben des Vol­kes von Dich­tern und Den­kern. Selbst das nied­ri­ge Niveau der Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft erdul­den sie schick­sals­er­ge­ben. Nur die wenigs­ten zer­bre­chen, die meis­ten behal­ten ihr Mensch­sein tief ver­bor­gen, trotz Gender‑, LGBT- Coro­na- und Kli­ma­wahn­sinn. Trotz der Poli­tik, die den nor­ma­len Men­schen verachtet.

Wird die Kli­ma­ideo­lo­gie wei­ter­hin das Han­deln der Ver­ant­wort­li­chen bestim­men, was zu befürch­ten ist, so wer­den wir in naher Zukunkft zer­lump­te Treid­ler an unse­ren Flüs­sen sehen. Las­ten­fahr­rad für Hand­wer­ker statt Trans­por­ter, Rik­schas statt Taxis zei­gen bereits den Weg, den die arbei­ten­den Gestal­ten gehen sol­len, für die bes­se­ren Men­schen der Gesellschaft.

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