Die Hochzeit zu Kana

Wasser in Wein verwandeln (Die Hochzeit zu Kana)
Wasser in Wein verwandeln (Die Hochzeit zu Kana) (Carl Bloch)

Ein weitergeleiteter Post von Pfr. Stefan Thiel  

Das Ehepaar von Kana konnte die Hochzeit mit dem Wein Jesu weiterfeiern, der auf einmal in ungeheurer Menge und höchster Qualität da war. Genauso wird den christlichen Eheleuten im Sakrament der Ehe ihr tiefster Wunsch erfüllt, dass die Liebe ewig hält! Das ist aber natürlich keine Magie und kein „Wünsch-dir-was“-Automat, dazu brauchen wir den Willen, den festen Vorsatz, in der Ehe gemeinsam zu wachsen.

Doch was bringt den Menschen dazu, besser zu werden? Philosophen haben es versucht mit besserer Erziehung, mit dem sog. kategorischen Imperativ, mit Moralismus, mit hochstilisierten Menschenrechten – es hat alles nicht den entscheidenden Durchbruch gebracht, weil wir Menschen offensichtlich „Mangelwesen" sind.

Was zeigt uns also der Erlöser, Christus dazu? Der Mensch wird nicht besser durch Vorschriften oder Vorwürfe, sondern durch Geduld und immer neues Verzeihen, neue Chancen, neue Anfänge. Angesichts des gewaltigen Gewichts der Schuld der Menschheit in der gefallenen, erlösungsbedürftigen Welt tritt Gott dem Menschen demütig, sanft, gütig und freundlich gegenüber.

Ist das nicht die Freude eines christlichen Lebens, dass man immer wieder Verzeihung erhält und neue Chancen, neue Anfänge, damit man sich nicht bei der ersten Schwierigkeit, beim ersten Scheitern, der ersten Krise enttäuscht abwendet?

Im Evangelium von der Hochzeit in Kana geht es um das Sakrament der Ehe. Und da passiert es schon beim Hochzeitsfest, ganz am Anfang der Ehe, dass das Paar in eine Krise gerät, eine sehr missliche Situation, ein schlimmes Malheur: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 11, 3). Bedeutet das nicht das Aus für das Fest, eine Blamage vor allen Gästen und ein schlechtes Omen für die Ehe? Nehmen wir das „Sie haben keinen Wein mehr", mal in einem tieferen, symbolischen Sinn: Der Wein der Freude ist ihnen ausgegangen, der Wein der Liebe, der Wein des Glücks. Es gibt keinen Grund zum Feiern mehr.

Auch deswegen ist es ja gut, so einen Anlass wie eine goldene Hochzeit wirklich zu feiern. Es gibt nur noch den grauen und langweiligen, den zermürbenden Alltag: fades Wasser. Wie vielen Paaren geht es so. Wie viele haben das Gefühl: Die Liebe, die am Anfang so faszinierend war, hat sich verbraucht. Wir sagen heute meist nicht „Wir haben keinen Wein mehr“, sondern „Die Luft ist raus“. Und das trifft ja auf viele Situationen des Alltags zu und nicht nur auf die Ehe. Und wie viele werfen deshalb die Flinte ins Korn, gehen auseinander und suchen anderswo ein neues Glück.

Mit dem Hochzeitspaar im Evangelium geht es allerdings anders. Da wendet sich auf überraschende Weise alles zum Guten, weil das Brautpaar so klug war, Jesus zur Hochzeit einzuladen.

Durch Christus wird der Mangel zur Fülle. 600 Liter Wasser wandeln sich unter Jesu Händen in erstklassigen Wein, in Wein, der noch besser ist als der erste. 600 Liter Wein konnten die Gäste auch bei tagelangem Feiern nicht bewältigen. Was ist also damit geschehen? Das Brautpaar trinkt heute noch davon! Darin liegt ein erstaunliches Versprechen: Wer den Bund im Glauben schließt, wer Christus in seine Ehe einlädt, ist verbunden mit der göttlichen Liebe. Und damit ist er angeschlossen an eine übernatürliche Kraftquelle, eine unerschöpfliche Quelle, an der sich das Eheleben immer wieder erneuern kann, die Liebe sich nicht verbraucht, sondern regeneriert, dass sie sich zwar wandelt im Laufe der Jahre, neue Gestalt annimmt, aber am Ende nicht schlechter wird als der Wein der ersten jungen Liebe, sondern reifer, tiefer, voller.

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