Brief an einen Freund

Heute habe ich einen Freund ein Buch und ein Brief geschickt, ein Auzug.

Wegen "Corona" haben wir uns spalten lassen. Ich erinnere an Deine Aussage, es sei unverantwortlich, sich nicht gegen Corona "impfen" zu lassen - ein Versuch, den Graben zwischen uns weiter zuschütten. Damals, als du das gesagt hast, hatte ich keine Kraft mehr, dem Irrsinn zu widersprechen. Es war die Zeit der Verhärtung, in der kaum noch jemand der "Impfbefürworter" willens war, auf sachlicher Ebene Argumente zu hören, geschweige denn sich damit auseinanderzusetzen.

Kurz vor diesem letzten Telefonat im Januar diesen Jahres mit Dir musste ich erleben, wie mit äußerster Brutalität gegen Menschen vorgegangen wurde. Ich habe Dinge erlebt und gesehen, die den Bildern aus Russland kurz nach Kriegsbeginn gleichzusetzen sind. Es waren auch dieselben Ziele, die sowohl in Deutschland als auch in Russland erfolgreich umgesetzt wurden: mit maximaler Gewalt und Verfolgung die Proteste ersticken.

Als wir uns kennenlernten, arbeitest Du in einer Menschenrechtsorganisation, die ohne ideologische Verblendung die Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion, in der "DDR" und anderen kommunistischen Staaten aufdeckte und versuchte, den Opfern eine Stimme zu geben. Du kanntest die Manipulation der Westmedien durch die Stasi. Erinnert sei an Eure erfolglose Bemühung, das Thema der Zwangsadoptionen, die in der "DDR" stattfanden, im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zu platzieren. Trotz zahlreicher Beweise wurde dies in den Westmedien totgeschwiegen. Eure Menschenrechtsarbeit und Ihr persönlich wart Ziel der Spionage und Zersetzung seitens der Stasi. Wurde nicht sogar extra gegen Euch in Hanau seitens der Stasi eine "Antifa"-Gruppe gegründet und unterhalten?

Wie konnte es zum Corona-Regime kommen?

Ich verstehe nicht, wie jemand mit so einem Hintergrund auf dasselbe System reinfallen konnte: Mit einem unterstellten guten Ziel wird alles legitimiert: Zensur, Verleumdungen, Vernichtung beruflicher Existenzen, Lügen, polizeiliche und juristische Verfolgung. All das, was Dir aus Unrechtsregimen bekannt ist - nur ein paar Jahrzehnte später mit einer anderen Ideologie.

Viele Jahre habe ich nicht verstanden, wie es möglich war, dass die Nazis fast die ganze Welt in Schutt und Asche legten, nicht nur im materiellen Sinn. Erst 2012 mit dem Film von Margarethe von Trotta Hannah Arendt wurde mir die Theorie der „Banalität des Bösen" bekannt und ich begriff langsam. Bonhoeffers Theorie der Dummheit ist wohl auch zum Teil zutreffend. So kann ich nun nachvollziehen, wie das Corona-Regime etabliert werden konnte.

In Kürze werde ich das Buch Versuchungen der Unfreiheit. Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung von Dahrendorf lesen. Ich will versuchen zu verstehen, warum gerade Intellektuelle anfällig für Totalitarismus sind - siehe die Rezension von Gunnar Kaiser, Autor des Buches Der Kult - Über die Viralität des Bösen.

Unabhängiges Denken, akribische Beobachtungsweise sowie die Anerkennung der Vernunft als Grundlage jeder Theorie und Praxis sollte Basis unseres Handeln sein, statt der Versuchung der Unfreiheit zu erliegen, schreibt Dahrendorf. Du warst jemand, der mich dies mit anderen in den Neunzigern lehrte.

Auf diesen Grundlagen können Freundschaften wie unsere bestehen bleiben. Ich erinnere daran, daß wir unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften angehören, die sich in wesentlichen Glaubensinhalten widersprechen - dies hat bisher unsere Freundschaft ausgehalten.

Wird sich das totalitäre Regime weiter ausbreiten und festigen?

Die „letzte Generation“ betätigt sich paramilitärisch und greift offen sichtbar unseren Rechtsstaat an. Der Kommentar des Chefs des Inlandgeheimdienstes, der unsere Verfassung schützen soll, die Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ seien eine „spezielle Gruppe, die auch Straftaten begehe, aber das Begehen von Straftaten macht diese Gruppierung jetzt nicht extremistisch“, macht mich fassungslos. Der Verfassungsschutz schützt tatsächlich nicht mehr das Grundgesetz, sondern die Macht der Regierung. Im Gleichschritt mit dem Bundesverfassungsgericht, dessen Neutralität selbst der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags bezweifelt.

Ohne erkennbaren Widerspruch der Intellektuellen kann einer der schärfsten Feinde von Demokratie und Rechtsstaat im ZDF bei Markus Lanz sagen: „Es kann keine intakte Demokratie geben, wenn wir von Notstand zu Notstand schlittern in eine Welt, in der das Klima so unkontrollierbar wird, dass wir keine Möglichkeit haben hier mitzuhalten“.

Weil die Intellektuellen schweigen und dem Totalitarismus verfallen, haben Andere kaum eine Möglichkeit, sich nicht am Bösen zu beteiligen.

Kardinal Meisner sagte einst: „Gesellschaften und ganze Kulturen, die Gott aus ihrer Mitte verbannen und an seine Stelle den Menschen als Maß von Gut und Böse setzen, von wahr und falsch, von gelungen und missraten, kehren sich letztlich gegen sich selbst und entlarven sich als das, was sie sind – unmenschlich.“

Unmenschlich war und ist das Corona-Regime. Dass das Klima-Regime noch unmenschlicher werden wird, ist bereits erkennbar.

Werde bitte wieder wachsamer, wie früher.

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