[Aktualisierung] Anmerkungen zur verlassenen ESOC-Bodenstation Rehbach und deren weitere Nutzung

ESOC-Bodenstation Hauptgebäude
ESOC-Bodenstation Hauptgebäude (Jens Falk)

Im Rahmen einer Veranstaltung des BVMW besuchte ich die ehemalige ESOC-Bodenstation, vormals ESA Groundstation Odenwald, in Rehbach (Michelstadt). In dem anschließenden Ausstausch wurden mögliche Nutzungszenarien vorgestellt.

Der Michelstädter Ortsteil Rehbach ist typisch für den Odenwald. Die Lage ist eher ruhig und natur- und landwirtschaftsnah. Gleiches trifft auf Bromisch zu. Die Menschen, die hier leben, möchten ihre Ruhe haben, sie sind bewußt hier geblieben, bzw. ziehen hier her.

Die ehemalige Bodenstation mit den Resten einer Parabolantenne befindet sich in einer Bodensenke im Außenbereich (ohne Strom, Wasser und Abwasser) und gehört zu Rehbach und grenzt an Bromisch. Die Anlage ist umgeben von Feldern, weit weg von Ansiedlungen jeglicher Art. Sie stört das Landschaftsbild wie einst die Grenzsicherungsanlagen, die Deutschland teilten. Aber ebenso ist sie Teil unserer Geschichte.

20 Jahre hat niemand eine Nutzung des Objektes ernsthaft in Erwägung gezogen. Das Interesse an der Geschichte der Anlage, die einst den ersten Wettersatelliten der Europäer steuerte und dessen Daten empfing, hält sich bei den Verantwortlichen in Grenzen.

Das Objekt wird etwas bekannter, seitdem die Professorin Kerstin Schultz mit ihren Studenten das Projekt „Zwischen Himmel und Erde“ durchführte. Die Nutzungsideen für das Objekt, die der derzeitige Besitzer, Naturschutzverbände und Künstler unterstützen würden, können durchaus begeistern. Einzelne Ideen der Studenten zur Nutzung sind durchaus interessant, wäre da nicht die Lage. Das Objekt steht eben nicht am Stadtrand in einem Industriegebiet.

Die Idee in der ehemaligen Bodenstadion Konzerte zu veranstalten ist keine gute und wird wohl auf wenig bis keine Begeisterung bei den Menschen vor Ort stoßen. Mitten in der Natur, viele Menschen, Lärm und Müll ohne Rücksicht auf die Tierwelt, das kennen die Odenwälder bereits vom Marbachstausee.

Hingegen wäre die ehemalige Bodenstation für Forschung, Erlebniswelt, Naturschutz und Wetterbeobachtung, sowie das Thema moderne Technik im Odenwald ideal. Die Station ist weit entfernt von Lichtverschmutzung, somit bestens geeignet für klare Blicke in den Himmel. Sie liegt mitten in der Natur und bewirtschafteten Feldern und ist somit prädestiniert dafür, Wissen über Landwirtschaft als Lebensgrundlage und Nähe zur Natur zu vermitteln und erleben zu lassen. In der Bodenstation wurden einst die modernsten Computer und Technologien genutzt, perfekt um den Nutzen der Wetterbeobachtung mit Satelliten zu zeigen.

Die Lage und die Bedeutung der ehemaligen Bodenstation ähnelt der Lage und der Bedeutung der ehemaligen Grenztürme und dem Point Alpha. An diesen Orten findet man vielleicht Ideen, wie man

  • Besucherströme naturschonend führt,
  • nicht das Objekt allein sieht, sondern Umgebung und Menschen, die hier leben einbezieht,
  • verantwortungsvollen Tourismus mit Nutzen für die Region umsetzten kann

Es wäre ein großer Verlust, wenn die ehemalige Bodenstation zurückgebaut werden müßte. Die Beseitigung würde einen Teil der technischen und wissenschaftlichen Geschichte, nicht nur des Odenwalds, auslöschen und eine große Chance, den Odenwald positiv zu gestalten, liegen lassen. Die Verantwortlichen müssen entscheiden, ob sie dies wirklich wollen.

Sinnvoll wird es sein, das Objekt in eine Stiftung zu überführen, die die ehemalige Bodenstation als wissenschaftlichen Erinnerungsort bewahrt und als historischen Lernort für die Themen Odenwald, Wetterforschung, Landwirtschaft, Natur und Umwelt, für die jüngere Generation erschließt.

Ein Botschafter für die Themen wäre zum Beispiel der in Amorbach geborene Physiker Vince Ebert, Schirmherr des Galileum Solingen, bekannt aus dem Fernsehen: Wissen vor acht Werkstatt sowie zahlreichen Kabarettsendungen. Vom Galileum Solingen kann man sicher auch die eine oder andere Idee abschauen.

[Aktualisierung: „Brauchen wir Raumfahrt für die Landwirtschaft?“ Dr. Jürgen Born, Geschäftsführer der Spatial Business Integration GmbH, gibt am 30. März 19 Uhr im Saal des Hauses der Energie, einen Überblick über den Stand der Technik der Satellitengestützten Erdbeobachtung. Anhand von Beispielen stellt er deren Anwendung mit Schwerpunkt auf landwirtschaftliche Nutzung vor. Mehr dazu beim Odenwaldkreis.]

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