Himbächel-Viadukt

Himbächel-Viadukt
Himbächel-Viadukt (Jens Falk)

Das Himbächel-Viadukt ist mit 43 m die höchste Eisenbahnbrücke Hessens. In zehn Monumentalbögen überspannt sie das 250 Meter weite Tal. Errichtet wurde das Viadukt 1880-81 nach Plänen des Geheimen Oberbaurats Justus Kamer von der Hessischen Ludwigsbahn, die 1868 bis 1882 die 90 Kilometer lange Stecke als Verbindung vom Main zum Neckar ausbauen ließ und bis 1896 als eine der größten Privatbahngesellschaften des Kaiserreichs galt. Innerhalb der Teilstrecke von Erbach nach Eberbach, die auf hohen Dämmen in Hanglage wie eine Gebirgsbahn angelegt ist, gilt die Überbrückung des Himbächels als technisch wie ästhetisch herausragende Leistung deutschen Ingenieurbaus. Durch sie wurde auf kürzestem Weg der Übergang vom Tal der Mümmling ins Ittertal vorbereitet (die Überwindung der damit verbundenen Wasserscheide zwischen Main und Neckar erfolgt oberhalb auf 348 m Höhe im 3.100 m langen Kähbergtunnel).

Das Himbächel-Viadukt steht in Form und Material in einer zwei Jahrtausende umfassenden Tradition, die in den antiken Aquädukten beginnt. Zwischen den Brückenköpfen tragen konische Pfeiler aus Bossenquadern die jeweils 20 Meter überspannenden Tonnengewölbe. Innerhalb der Arkaden erreichen erst im Zentralbereich des Viadukts die in voller Höhe sichtbar gewordenen Stützen im Vergleich zu den Bögen die ideale Vertikalproportion von 1 zu1. Spiegelglatt sind dazwischen die Zwickelflächen. Zu Himbächel wie Mümmling erscheinen die Brückenfassaden symmetrisch und rhythmisiert mittels Lisenen vor drittem und siebtem Pfeiler.

Der Buntsandstein konnte in unmittelbarer Nähe gebrochen werden und senkte die Kosten. Sie Ausführung erfolgte durch die im Bahnbau international erfahrene Firma Karl Weißhuhn aus dem schlesischen Troppau, die dazu vorwiegend Wanderarbeiter aus Italien einsetzte. In 9200 Tagschichten wurden 16.400 Kubikmeter Steine verbaut. Für die Leergerüste mußten 40 ha Wald gerodet werden. Am 18. September 1881 wurde der Schlußstein eingesetzt.

Nur einmal nach seiner Fertigstellung wurden Nachbesserungsarbeiten notwendig. Im Baubericht 1882 wurde darüber berichtet, daß infolge der extrem feuchten Witterung „durch Rutschen insbesondere in der Nähe des Himbächelviaductes, bei Kailbach und unterhalb Gaimühle [...] der Verkehr in der Zeit vom 23. November bis 29. Dezember auf der Strecke von Erbach bis Eberbach eingestellt werden [mußte]. Die Rekonstructionsarbeiten sind sogleich in Angriff genommen worden.“

In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges sollte das Himbächel-Viadukt gesprengt werden. Das wurde durch Eingreifen einheimischer Männer verhindert.

Die Bundesingenieurkammer und die Ingenieurkammer Hessen haben das Himbächel-Viadukt am 10. September 2010 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet.

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