Das Andreasviertel in Erfurt
Die Altstadt von Erfurt innerhalb des ehemaligen inneren Mauerringes ist ein Denkmal des Städtebaus und der Architektur von besonderer nationaler und internationaler Bedeutung. Am Erscheinungsbild läßt sich gut der Charakter einer mittelalterlichen Stadt nachvollziehen. Während im Kernbereich prunkvolle Bauwerke das reiche Erfurter Handelsbürgertum repräsentierten, zeugt das Andreasviertel schon durch die Namen der Gassen als auch durch die zwei- bis dreigeschossige Bebauung aus dem 17. bis 19. Jahrhundert vom Leben der Handwerker und der ärmeren Schichten des Volkes. Dieser relativ junge Baubestand ist aus einer sehr alten Entwicklung und Tradition hervorgegangen. Sein Ursprung lag mit großer Wahrscheinlichkeit spätestens seit karolingischer Zeit in der Funktion einer Siedlung von Handwerkern zur Versorgung des verwaltungspolitischen Zentrums auf dem Petersberg. Seine strukturelle und funktionelle Verknüpfung zum Altstadtkern und der typisch kleinbürgerlich geprägte Bebauungscharakter früherer Jahrhunderte verliehen dem Andreasviertel eine für den Gesamtzusammenhang der Altstadtanlage besonders wichtige städtebauliche Bedeutung.
"Hätten die DDR-Oberen ihre Abrißpläne wahr gemacht, würde es das Andreasviertel nicht mehr geben - es sollte einer vierspurigen Straße weichen. Zum Glück fehlte das Geld, und die Bürger wehrten sich. 1989 existierte es zwar noch, bot aber ein trauriges Bild: heruntergekommene Gebäude, Ruinen, Brachen und wenige Wohnhäuser. Jetzt, fast drei Jahrzehnte später, ist es weitgehend saniert." 1
In den Jahren 1989, 1990 und 1991 sind die hier gezeigten Aufnahmen entstanden, das Viertel war unbewohnt und vom Verfall geprägt. Aber es tat sich bereits einiges, auf den Bildern teilweise erkennbar. Durch Bürgerinitiativen, die sich bereits 1986 aus den Reihen der evangelischen Kirchen bildeten, konnte mit der Wende ein Arbeitskreis für das Andreasviertel gebildet werden. An dem Arbeitskreis war das Stadtbauamt, das Büro des Stadtarchitekten, der Hauptauftraggeber komplexer Wohnungsbau, das Büro für Verkehrsplanung, Arbeitsgruppen des "Neuen Forums" sowie "Stadt- & Wohnungsumwelt" bei der evangelischen Stadtmission, einige Bürgervertreter und das Institut für Denkmalpflege beteiligt. Seit dem 15. Dezember 1989 wurden die Gebäude gekennzeichnet, die nicht abgerissen und saniert werden sollten.
Heute stellt das Andreasviertel eine Mischung aus alten und neuen kleinen Häusern dar, wobei es gelungen ist, die Struktur des Gassenbilds weitgehend zu bewahren.
- Programmankündigung Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandrundfahrt für den 18. März 2018, 11:05 Uhr
Kommentare