[Aktualisierung] Anmerkungen zur verlassenen ESOC-Bodenstation Rehbach und deren weitere Nutzung

Im Rah­men einer Ver­an­stal­tung des BVMW besuch­te ich die ehe­ma­li­ge ESOC-Boden­sta­ti­on, vor­mals ESA Ground­sta­ti­on Oden­wald, in Reh­bach (Michel­stadt). In dem anschlie­ßen­den Auss­tausch wur­den mög­li­che Nut­zung­sze­na­ri­en vorgestellt.

ESOC-Bodenstation Rehbach
Wei­te­re Bil­der und Infor­ma­tio­nen auf mei­nem Bild­Blog.

Der Michel­städ­ter Orts­teil Reh­bach ist typisch für den Oden­wald. Die Lage ist eher ruhig und natur- und land­wirt­schafts­nah. Glei­ches trifft auf Bro­misch zu. Die Men­schen, die hier leben, möch­ten ihre Ruhe haben, sie sind bewußt hier geblie­ben, bzw. zie­hen hier her.

Die ehe­ma­li­ge Boden­sta­ti­on mit den Res­ten einer Para­bol­an­ten­ne befin­det sich in einer Boden­sen­ke im Außen­be­reich (ohne Strom, Was­ser und Abwas­ser) und gehört zu Reh­bach und grenzt an Bro­misch. Die Anla­ge ist umge­ben von Fel­dern, weit weg von Ansied­lun­gen jeg­li­cher Art. Sie stört das Land­schafts­bild wie einst die Grenz­si­che­rungs­an­la­gen, die Deutsch­land teil­ten. Aber eben­so ist sie Teil unse­rer Geschichte.

20 Jah­re hat nie­mand eine Nut­zung des Objek­tes ernst­haft in Erwä­gung gezo­gen. Das Inter­es­se an der Geschich­te der Anla­ge, die einst den ers­ten Wet­ter­sa­tel­li­ten der Euro­pä­er steu­er­te und des­sen Daten emp­fing, hält sich bei den Ver­ant­wort­li­chen in Grenzen.

Das Objekt wird etwas bekann­ter, seit­dem die Pro­fes­so­rin Kers­tin Schultz mit ihren Stu­den­ten das Pro­jekt „Zwi­schen Him­mel und Erde“ durch­führ­te. Die Nut­zungs­ideen für das Objekt, die der der­zei­ti­ge Besit­zer, Natur­schutz­ver­bän­de und Künst­ler unter­stüt­zen wür­den, kön­nen durch­aus begeis­tern. Ein­zel­ne Ideen der Stu­den­ten zur Nut­zung sind durch­aus inter­es­sant, wäre da nicht die Lage. Das Objekt steht eben nicht am Stadt­rand in einem Industriegebiet.

Die Idee in der ehe­ma­li­gen Boden­sta­di­on Kon­zer­te zu ver­an­stal­ten ist kei­ne gute und wird wohl auf wenig bis kei­ne Begeis­te­rung bei den Men­schen vor Ort sto­ßen. Mit­ten in der Natur, vie­le Men­schen, Lärm und Müll ohne Rück­sicht auf die Tier­welt, das ken­nen die Oden­wäl­der bereits vom Mar­bach­stau­see.
Hin­ge­gen wäre die ehe­ma­li­ge Boden­sta­ti­on für For­schung, Erleb­nis­welt, Natur­schutz und Wet­ter­be­ob­ach­tung, sowie das The­ma moder­ne Tech­nik im Oden­wald ide­al. Die Sta­ti­on ist weit ent­fernt von Licht­ver­schmut­zung, somit bes­tens geeig­net für kla­re Bli­cke in den Him­mel. Sie liegt mit­ten in der Natur und bewirt­schaf­te­ten Fel­dern und ist somit prä­de­sti­niert dafür, Wis­sen über Land­wirt­schaft als Lebens­grund­la­ge und Nähe zur Natur zu ver­mit­teln und erle­ben zu las­sen. In der Boden­sta­ti­on wur­den einst die moderns­ten Com­pu­ter und Tech­no­lo­gien genutzt, per­fekt um den Nut­zen der Wet­ter­be­ob­ach­tung mit Satel­li­ten zu zeigen.

Die Lage und die Bedeu­tung der ehe­ma­li­gen Boden­sta­ti­on ähnelt der Lage und der Bedeu­tung der ehe­ma­li­gen Grenz­tür­me und dem Point Alpha. An die­sen Orten fin­det man viel­leicht Ideen, wie man

  • Besu­cher­strö­me natur­scho­nend führt,
  • nicht das Objekt allein sieht, son­dern Umge­bung und Men­schen, die hier leben einbezieht,
  • ver­ant­wor­tungs­vol­len Tou­ris­mus mit Nut­zen für die Regi­on umsetz­ten kann

Es wäre ein gro­ßer Ver­lust, wenn die ehe­ma­li­ge Boden­sta­ti­on zurück­ge­baut wer­den müß­te. Die Besei­ti­gung wür­de einen Teil der tech­ni­schen und wis­sen­schaft­li­chen Geschich­te, nicht nur des Oden­walds, aus­lö­schen und eine gro­ße Chan­ce, den Oden­wald posi­tiv zu gestal­ten, lie­gen las­sen. Die Ver­ant­wort­li­chen müs­sen ent­schei­den, ob sie dies wirk­lich wollen.

Sinn­voll wird es sein, das Objekt in eine Stif­tung zu über­füh­ren, die die ehe­ma­li­ge Boden­sta­ti­on als wis­sen­schaft­li­chen Erin­ne­rungs­ort bewahrt und als his­to­ri­schen Lern­ort für die The­men Oden­wald, Wet­ter­for­schung, Land­wirt­schaft, Natur und Umwelt, für die jün­ge­re Gene­ra­ti­on erschließt.
Ein Bot­schaf­ter für die The­men wäre zum Bei­spiel der in Amor­bach gebo­re­ne Phy­si­ker Vin­ce Ebert, Schirm­herr des Gali­le­um Solin­gen, bekannt aus dem Fern­se­hen: Wis­sen vor acht Werk­statt sowie zahl­rei­chen Kaba­retts­en­dun­gen.
Vom Gali­le­um Solin­gen kann man sicher auch die eine oder ande­re Idee abschauen.

[Aktua­li­sie­rung: „Brau­chen wir Raum­fahrt für die Landwirtschaft?“

Dr. Jür­gen Born, Geschäfts­füh­rer der Spa­ti­al Busi­ness Inte­gra­ti­on GmbH, gibt am 30. März 19 Uhr im Saal des Hau­ses der Ener­gie, einen Über­blick über den Stand der Tech­nik der Satel­li­ten­ge­stütz­ten Erd­be­ob­ach­tung. Anhand von Bei­spie­len stellt er deren Anwen­dung mit Schwer­punkt auf land­wirt­schaft­li­che Nut­zung vor. Mehr dazu beim Oden­wald­kreis.]


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